Rückblick auf den 1. und 8. Mai 2021
MDR-Info berichtet über den 8. Mai in Erfurt, „Gold statt Braun“ (eine Initiative, die die Genoss*innen vom Biko hier kritisieren) hätte mit 600 Fahrrädern demonstriert, die TLZ schafft es immer hin, den Fahrradkorso als eigenständige Aktion zu benennen, ohne allerdings auf die Urheber*innen hinzuweisen oder das Wort „antifaschistisch“ in die Tastatur zu hacken. „Alles muss man selber machen“, ein linksradikales Bündnis ohne prominentes Gesicht, das ist wirklich zu kompliziert für die Spielregeln der bürgerlichen Öffentlichkeit, wo Politik das ist, was Parteien und Verbände machen. In Moment noch dadurch verschärft, das die Presse ständig auf den Trick der Rechtspopulist*innen und Schwurbler*innen reinfällt, deren Rede von der ‚Lügenpresse‘ dadurch zu widerlegen, dass man ausführlichst über deren Unsinn berichtet.
Also nochmal von unserer Seite: Wir sind mehr als erfreut, dass über 600 Teilnehmer*innen am 8. Mai in Erfurt radelnder Weise demonstriert haben, um an den Sieg der Allierten über das NS-Regime, an die Befreiung der Menschen aus den Konzentrationslagern zu erinnern und um laut zu sein gegen die antisemitischen, rassistischen und faschistischen Kontinuitäten in Staat und Gesellschaft. Dies nicht nur mit Redebeiträgen aus Erfurt, sondern auch mit Einspielern von Wir sind alle LinX! und Ihr seid keine Sicherheit!, die sich gegen das deutsche Polizeiproblem und die Kriminalisierung von Antifaschismus stellen. Wir sind mit ihnen solidarisch. Wir stehen weiter für die Verbindung von Kämpfen, wozu derzeit auf jeden Fall auch die antifaschistische Selbsthilfe gehört.
Wo wir schon dabei sind, schauen wir nochmal auf den 1. Mai zurück:
Wo eigentlich Arbeiter*innenkampf angesagt sein sollte, war es in Erfurt mal wieder nötig, sich den rassistischen und neofaschistischen Zuständen in den Weg zu stellen. Wobei auch hier klar ist, dass Rassismus und Arbeit bzw. Kapitalismus zusammen gedacht werden müssen. Denn Rassismus erzeugt und rechtfertigt im Kapitalismus soziale Ungleichheit. So sind überdurchschnittlich viele Migrant*innen und Geflüchtete gezwungen, in mies bezahlten Scheißjobs zu arbeiten. Ganz zu schweigen vom Kolonialismus als Grundlage des Reichtums des globalen Nordens.
Zurück zum Tag: Während die Faschos der Neuen Stärke Erfurt auf der Südseite des Domplatzes mit traurig herab baumelnden Fahnen darauf warteten, dass Erfurt doch endlich erwachen möge, gab die Kundgebung auf der anderen Seite eine laute und empowernde Antwort auf den rassistischen Normalzustand. Ursprünglich war dort nur eine Gegenkundgebung gegen den Naziauflauf gegenüber geplant. Kurzfristig wurde daraus ein Raum für von Rassismus betroffene Menschen, die dort – teilweise zum allerersten Mal öffentlich – über ihre Erfahrungen sprachen, die sie als Migrant*innen, Geflüchtete, Schwarze Menschen und People of Color in ihrem Alltag, mit Rassist*innen und nicht zuletzt mit dem Staat, Polizei und Behörden machen müssen.